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Das Visuelle Internettagebuch.

Von 2. März bis 10. August 2005 bin ich in China. Dank eines Austauschprogramms der beiden Kunsthochschulen China Academy of Arts Hangzhou und Akademie der Bildenden Künste Stuttgart darf ich als Austauschstudent für ein Semester in der südostchinesischen Seiden- und Teestadt studieren. Getragen wird dieses Studium von der Landesstiftung Baden-Württemberg im Rahmen des sogenannten „Baden-Württemberg-Stipendiums“. Als Studienfach habe ich traditionelle, chinesische Kunst gewählt. In einem sich über ein Semester erstreckenden Kurs werden die einzelnen Genres, Blumen-, Vogel- und Landschaftsmalerei und Kalligrafie praktisch behandelt und von einem Lehrer begleitet.

Die Website chinaclips.de ist dazu da, meine in China gemachten visuellen Erfahrungen in Echtzeit zu überliefern. Sechs Stunden Zeitverschiebung und zehntausend Kilometer geografische Distanz sind kein Hindernis. Die Erlebnisse können unmittelbar erzählt und gelesen werden. Adressaten sind sowohl Bekannte und Verwandte zu Hause in Deutschland, als auch die Menschen, denen ich hier begegne. Oft ist das In- die- Hand- drücken der chinaclips- Postkarte, die die Suppenschüssel der Eingangsseite zeigt, der erste Aufhänger, um ein Gespräch über meine Herkunft und meine Tätigkeit in China zu beginnen. Wegen meinen nicht ganz ausreichenden Kenntnissen der chinesischen Sprache eignen sich Bilder, insbesondere Zeichnungen sehr gut, um sich mitzuteilen. An den Stellen, wo Text als Navigationselement schwer verzichtbar ist, versuche ich auf der Website auch chinesisch zu schreiben. Englisch spielt in meinem Alltag die Rolle der vermittelnden Sprache. Das ist auch auf der Website so. Als Essays verstandene Texte werden auf Deutsch geschrieben. Auf der Eingangsseite wird zunächst der institutionelle, persönliche und geografische Hintergrund geklärt. In der Übersicht (overview) werden alle Beiträge nach Medium strukturiert aufgeführt. Klickt man zum Menü, kann man zwischen verschiedenen Speisen auswählen, die mir sowohl visuell als auch kulinarisch auffallen. Die einzelnen „clips“ können Fotostrecken sein, kombiniert mit Zeichnungen, es sind Texte zu lesen, Beispiele aus meinem Unterricht der traditionellen chinesischen Malerei zu sehen, Fundstücke, Kunstwerke denen ich hier begegne oder die ich selbst mache. Ziel ist es, mit Hilfe der mir zur Verfügung stehenden Apparaturen (Bleistift, Pinsel und Tusche, Fotoapparat, Scanner, Computer, Videokamera) und Fähigkeiten in Zeichnung, Malerei und Umgang mit digitalen Medien auf der virtuellen Plattform des Internets einen möglichst vielfältigen, doch subjektiv geprägten Blick auf die chinesische Kultur und meine örtliche Umgebung in Hangzhou zu bieten.

Matthias Reinhold im Juni 2005